Syndicate

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Nachdem es zwei Tage hintereinander geregnet hatte, schien endlich wieder die Sonne. Wie passend, dass Jacob und Evie sich gerade diesen Tag ausgesucht hatten, um ihre Reise nach London anzutreten. Sie waren dort keinesfalls um Urlaub zu machen, sondern um den Templern die Macht über Englands Hauptstadt zu entreißen. Sie würden dafür sorgen, dass die Ausbeutung der Arbeiter ein Ende fand. Alleine der Gedanke daran ließ seine Fingerspitzen vor Vorfreude zucken und er ließ - wahrscheinlich schon zum zehnten Mal in dieser Minute - seine versteckte Klinge aus ihrer Halterung fahren. 'Versteckt' konnte man sie wohl nicht mehr nennen, denn jede Person in ihrem Wagon sollte sie bereits gesehen haben. Ein Wunder, dass sie noch nicht herausgeschmissen wurden.
Aber Jacob konnte einfach nicht stillsitzen! Er hätte wirklich nicht gedacht, dass diese Zugfahrt so lange dauern würde. Er wollte endlich aussteigen und etwas unternehmen, seine Pläne in die Tat umsetzen!
"Verdammt, warum kann dieses Teil nicht schneller fahren!" ,murrte er und schlug mit der Faust ungeduldig auf den kleinen, ausklappbaren (und nicht sehr stabil wirkenden) Tisch, welcher sich zwischen ihm und Evie befand. Genervt wendete er seinen Blick von der Klinge ab und sah stattdessen seine Schwester an. Wie konnte sie nur so ruhig da sitzen? Sie war wohl die einzige im ganzen Wagon, die weder ungeduldig (wie Jacob) oder nervös (wie die anderen Gäste, die langsam und allmählich den Geisteszustand des Assassinen hinterfragten) wirkte.
Aber das überraschte ihn nicht, denn Evie war schon immer pflichtbewusst und geduldiger als Jacob gewesen. Während er sich nach ihrer Ankunft am liebsten sofort die Templer vorknöpfen würde, wollte sie sich erst mit Londons letztem Assassinen treffen: Henry Green. Jacob hatte wirklich keine Lust auf dieses Treffen, aber wie so oft setzte Evie ihren Willen durch. Hoffentlich würde dieser Henry nicht zu spät kommen, denn langsam hatte Jacob die Warterei satt.

Es hatte zwei ganze  Tage geregnet. Und nun war das Wetter, zum  Glück  besser. Im Regen nach England  zu kommen, wäre wohl nicht so schön  gewesen. Naja wie auch  immer, Evie Frey saß nun  im Zug,  mit ihrem  Bruder der mehr oder weniger  Still saß. Jacobs  Zwilling sah zu ihm. Manchmal verstand  Evie Jacob nicht. Aber es war eben ihr Bruder. Jacob jetzt  komm mal wieder runter, lass deine Wut an den Templern aus und nicht an dem Tisch des Zuges, ich habe  nämlich  keine Lust, mein ganzes Erspartes für diesen Tisch auszugeben  nur weil du meinst das der Zug schneller fahren sollte" sagte Evie leise zu Jacob. Das paar Zugfahrgäste die beiden schief ansahen, war Evie schon  längst  gewöhnt.  
Sie sah dann wieder aus dem Fenster. Wer dieser Henry wohl sein sollte? Evie wusste  rein  garnichts  von dem Englischen Assassinen Orden, ausserdem  war das ja ihr kleinstes  Problem. Die Templer waren in England auf dem Vormarsch und Evie und Jacob brauchten mehr als nur einen  guten Plan um England  daraus  zu befreien. Evie sah auf ihre Taschenuhr. Es war zehn nach acht. Ok der Zug war echt langsam. Aber was sollte man da machen. Evie wäre lieber mit dem Pferd geritten aber das hätte wohl  noch länger gebraucht als jetzt  in den Zug zu steigen und nach London  zu reisen. Sie sah dann einfach  nur raus. Von weitem konnte man die  Umrisse der Stadt erkennen. Wenn es Winter wäre, dass wäre schlimm  aber  zum Glück war es Sommer. Evie fragte sich aber wie wohl Henry Green war. Der letzte  Assassine, dass könnte ja bedeuten  das er sich  vielleicht  zurück gezogen hatte, und sie ihn erst suchen  mussten. Naja wie auch immer. Evie würde es schon  sehen wie dieses Treffen aussah. "Hast du schon  einen Plan, bezüglich den Templern?" fragte Evie dann ihren  Bruder.

"Wer weiß, Evie, vielleicht hat ein Templer diesen Tisch gebaut. Das würde die schlechte Qualität erklären." ,witzelte er und lehnte sich ein wenig nach hinten, während er seine Faust wieder vom Tisch nahm. Auf Evies Frage hin grinste er leicht. Er hatte sich bereits duzende Pläne überlegt, die Hälfte davon wieder verworfen und einige schon wieder vergessen. Jacob war nicht unbedingt der beste Pläneschmieder - dafür war er viel zu ungeduldig -, aber er war sich sicher, dass zumindest einer seiner Vorschläge zum Sieg führen würde. "Na ja. Wir könnten die Templer einfach einzelnd umbringen.. oder" ,fing er mit deutlich mehr Elan an, "wir hetzen ganz London gegen sie auf. Wir könnten unsere eigene Armee gründen und die Templerstützpunkte einfach stürmen!" Dieser Plan hatte wohl recht wenig mit dem 'Assassinen-Dasein' zutun, schließlich war eine Armee alles andere als unauffällig. Damit hätte Jacob bereits eine der Regeln des Kredos gebrochen, aber das war ihm ziemlich egal, Evie sollte das wissen. Außerdem war der Plan perfekt! Sie kämpften für das Volk, aber das Volk musste auch für sich selbst kämpfen, sonst wäre sie Veränderung, die die beiden Assassinen erreichen wollten, nur von kurzer Dauer.
Ihre Gruppe/Armee/Gang, wie auch immer man es nennen wollte, würde außerdem einen Namen benötigen. Irgendetwas kurzes, leicht auszusprechendes, was man sich leicht merken konnte. Gleichzeitig sollte es nicht albern oder nichtssagend klingen. Während Jacob bereits dabei war sich einen Namen zu überlegen, vergaß er völlig, dass Evie seinem Plan erst zustimmen musste. Meisterassassinin Evie, die lieber aus dem Schatten heraus angriff, als einfach drauflos zu rennen. Wie würde er sie nur von einer Armee überzeugen können?

Evie war nun verwirrt wegen der Antwort  von Jacob. "Nur zur  Info Bruder...du hast den Tisch fast kaputt  gemacht und das ist ein Unterschied, und ausserdem, warum  sollten die Templer einen Zugtisch  herstellen sowas ist doch totaler unsinn" meinte Evie nur. Sah wieder raus und hörte  erstmal  Jacob bei seinem, Masterplan zu. Jedoch hörte es sich ja nicht so abwegig  an, aber einfach so losstürmen? Das war doch eher 100 pro Selbstmord.
Evie sah nun Jacob  mit hochgezogener Augenbraue an. "Wow London...als ob du in jeden Laden spazieren willst und allen Vorschlägst...warte...eher einprügelst  den Templern nicht  mehr zu helfen...oder für sie zu arbeiten" meinte sie nur. Sie dachte schon  darüber nach.  Jedoch Jacob war wohl schon  mit  seinem tollen Plan auf Wolke sieben. Natürlich  war der Plan gut, ganz London  aufzuhetzen, aber das war ja leichter gesagt als getan. Es war sicherlich viel zu gefährlich und viel zu auffällig oberflächlich  etwas zu tun. Und Jacob  beachtet  nicht mal das Kredo  der Assassinen. Und das würde  ärger geben, auch wenn Henry Green der letzte  Assassine in London war, würde dieser nie aufs  Spiel setzen und das wusste Evie. "Erstmal  treffen wir uns mit Henry, alles weitere können  wir ja da besprechen" meinte Jacobs  Zwilling dann.

Jacob wurde von Evies 'Vorschlag' aus seinen Gedanken gerissen - dabei hätte er fast einen passenden Namen gehabt!
"Du willst das mit Henry besprechen?" ,wiederholte er ungläubig. "Evie. Er hatte seine Chance, jetzt sind wir an der Reihe." Londons Assassinen hatten versagt, warum also sollten sie einen von ihnen um Erlaubnis fragen, bevor sie ihre Pläne in die Tat umsetzten? Dieser Henry sollte sich lieber glücklich schätzen, dass die beiden beschlossen hatten nach London zu reisen und dort den Kampf gegen die Templer aufzunehmen. "Außerdem weiß ich, wie man die Leute auf seine Seite zieht. Komm schon: Der Plan ist perfekt!" Jacob hatte viel Zeit auf der Straße verbracht, meistens bei Ringkämpfen oder irgendwelchen Gangs. Er kannte sich mit dem Untergrund aus und wusste, wie es dort ablief und was man tun musste, um sich Respekt zu beschaffen. Dass sie die reichen Bürger Londons nicht als Verbündete gewinnen konnten, war ihm klar. Er hatte es viel mehr auf die armen Leute abgesehen. Auf die, die bereit waren zu kämpfen, die nichts mehr zu verlieren hatten und die ein besseres Leben verdienten. "Wenn du dich mit dem Kerl treffen willst - bitte. Aber ich sehe mir in der Zwischenzeit die Stadt an." Wahrscheinlich würde es nicht beim Ansehen bleiben, aber das musste seine Schwester ja nicht unbedingt wissen.

Evie sah ihn an. „du verstehst es nicht oder?“ fragte sie dann. „London ist nicht unsere Stadt wo wir groß geworden sind, hier ticken sie anders“ meinte sie. „Du willst immer mit dem Kopf durch die Wand, und dann wäre alles gut? Im Gegenteil, es würde alles total durcheinander bringen“ sagte sie nun. „Auch wenn sie ihre Chance gehabt haben, und sie vergalgt haben, ist das immer noch das Gebiet von ihnen, ich will nicht gleich am ersten Tag totalen Stress mit den Assassinen aus London bekommen, es reicht schon das die Templer uns im Weg stehen, alles andere wäre totale Verschwendung, wir brauchen Verbündete Jacob, und da reichen nicht nur die aus dem Untergrund“ meinte sie nun. Evie konnte es nicht verstehen wie Jacob so handeln wollte, ohne jegliche Unterstützung zu haben, das war wie ein Selbstmordkomando, und ihren Bruder zu verlieren wäre wirklich schrecklich. Immerhin konnte in London viel passieren, es gab sicher einige andere Sachen von denen Jacob und Evie nichts wussten. Die braunhaarige murrte leise. „Mach was du für richtig hälst, ich will jetzt nicht unbedingt einen Streit haben“

Jacob verdrehte genervt die Augen. Es war klar gewesen, dass Evie mal wieder etwas an seinen Plänen auszusetzen hatte. Er konnte ihr einfach nichts recht machen, weshalb er es gar nicht erst versuchte. "Es gibt keine 'Assassinen von London' mehr, sonst wären wir nicht hier." Mit diesen Worten stand er von seinem Platz auf, da der Zug am Bahnhof angekommen war. Nachdem er das Fahrzeug verlassen hatte, warf er einen kurzen Blick auf seine Umgebung. Man merkte deutlich, dass London eine Großstadt war: Der Bahnhof war voller Menschen und die Luft schien noch stickiger zu sein, als sie es im Zug gewesen war. Etwas anderes hatte er bei all den neuen Fabriken aber auch nicht erwartet. "Also dann." ,meinte er, während er sich wieder in die Richtung seiner Schwester drehte. "Wir treffen uns heute Abend beim.. Uhm.. Beim Big Ben!" ,beschloss er kurzerhand. Er kannte sich in London nicht aus, aber er war sich sicher, dass er den Glockenturm wiederfinden würde, falls er sich verlaufen sollte. "Viel Glück bei deinem Treffen mit Londons gefürchteter Ein-Mann Bruderschaft." ,er grinste kurz, ehe er sich aufmachte, um den Bahnhof zu verlassen. Er würde sich ein wenig umsehen und möglicherweise die ein oder andere Sache erledigen. Er war selbst ein Assassine und brauchte die Zustimmung der 'Meisterin' nicht, zumindest wenn es nach ihm ginge.

Evie seufzte nur. Was sollte sie nur mit ihrem Bruder anfangen. Sie wusste es einfach nicht. Wie auch immer, Evie stand auf und ging aus dem Wagon raus und sah dann zu Jacob. "Hey aber wenn du irgendeinen Mist baust, ich rette nicht deinen Arsch und lass dich im Kerker dann verrotten" sagte sie dann.
Sie zog die Augenbraue hoch. "Du weißt ja nicht mal wo der ist...aber naja was kann schon groß schief gehen" meinte sie dann. "Haha...sehr...lustig echt, bis später und keinen Mist bauen" sagte sie dann noch. Ehe sie Jacob hinterher sah. Evie selbst sah sich nun um und sah sich erstmal auf dem Bahnhof um. Dieser war wirklich groß, aber das war ja kein Wunder, es war Englands Hauptstadt. Und natürlich viel Evie gleich auf, dass es hier doch sehr große Unterschiede gab, im Bezug auf Arm und reich. Leise seufzte sie nur und ging dann Richtung Ausgang, naja jedenfalls vermutete sie dort den Ausgang, natürlich würde sie am liebsten eher die Assassinenart machen, aber das würde gleich Aufsehen erregen, und das wollte Evie nicht. Aber zu aller erst, sollte sie Henry finden, wo immer der auch war.
Die Assassinin musste jetzt wirklich überlegen, wo der Trefpunkt nochmal war. Bis es ihr einfiel. Sie ging dann raus aus dem Bahnhof und sah dann au die Große Stadt. "Ohje...das wird was, sich hier zurecht zu finden..." meinte sie dann leise.

Bereits nach kurzer Zeit war klar, dass diese Stadt wie für Jacob gemacht zu sein schien. Überall war irgendetwas los, selbst in den dunklen Gassen, die zu zwilichtigen Bars führten. Jacob beschloss, sich genau diese 'zwilichtigen' Ecken etwas genauer anzusehen. Diese Bereiche waren ihm schon immer lieber gewesen, denn dort konnte man machen, was auch immer man wollte. Jacob bog in den nächsten Weg ab, stieß dabei fast mit zwei Leuten zusammen, welche sich scheinbar... sehr nahe standen. Der Mann hatte eine Hand unter dem Kleid der Frau und das reichte für Jacob schon, um sich so schnell wie möglich von ihnen zu entfernen. Glücklicherweise schienen sie ihn nicht bemerkt zu haben, sie waren wohl zu beschäftigt miteinander. Jacob schauderte, als einige unmissverständliche Geräusche vom Paar aus zu ihm drangen und er war froh, als er endlich um die nächste Ecke bog.
Jacob stellte sich im Umgang mit Frauen meistens etwas ungeschickt an. Eine Tatsache, für die er Evie gerne die Schuld gab.
Es dauerte nicht mehr lange, bis er endlich an seinem Ziel ankam: Eine Kneipe. Sie befand sich in einem von Londons Armenvierteln, welches seinen Namen wirklich verdient hatte. Die Häuser wirkten, als würden sie gleich auseinanderfallen, die Leute trugen zerrissene Klamotten und Jacob war sich ziemlich sicher, dass er gar nicht wissen wollte, was für ein Fleisch dort am Straßenrand verkauft wurde.
Er betrat die Kneipe und bestellte sich ein Bier. Während er wartete, fielen ihm die drei Männer in der äußersten Ecke des Raumes ins Auge. Zwei von ihnen trugen auffällige, rote Klamotten. Sie waren wohl Mitglieder der 'Blighter', die Gang, die unter dem Kommando der Templer stand. Der Dritte war ein etwas dickerer Mann, welcher sichtlich nervös war. Jacob beobachtete, wie die Situation eskalierte. Er bekam keine Detaills mit - dazu war es in der Kneipe viel zu laut - aber er sah, wie einer der Blighters seine Pistole aus der Halterung zog.
Jacob nahm ein Schluck von seinem Bier, ehe er aufstand und sich einen Weg zu den Dreien bahnte.
"An deiner Stelle würde ich das lassen." ,meinte er mit einem bedrohlichen Lächeln auf seinen Lippen. Der Mann lachte lediglich und zog seine Waffe. "Ach ja? Fick dich!" Mit diesen Worten richtete er den Lauf der Pistole auf Jacob und zog ab. Doch er war nicht schnell genug. Jacob hatte bereits seinen Arm gepackt und den Schuss so gegen die Decke abgelenkt. Seine andere Hand ballte er zur Faust und schlug damit gegen das Kinn des Mannes. Die Mischung aus Schmerz und Schock führte dazu, dass er die Waffe fallen ließ. Er taumelte zurück, Blut tropfte von seinem Kinn. Jacob hatte einen ziemlich festen Schlag, außerdem trug er seine Schlagringe, es war also ein Wunder, dass der Typ überhaupt noch auf den Beinen war. Er brachte den Arm seines Gegners mit Schwung nach unten und hob dabei sein Knie, um es dagegen zu schlagen. Er hörte ein zufriedenstellendes Knacken und nutze die neu gewonnene Schwachstelle, um den Arm hinter den Rücken seines Gegners zu drehen und ihm einen kräftigten Tritt zu verpassen, ehe er ihn los- und gegen einen Tisch krachen ließ. Jacobs Sieg machte ihn kurzzeitig unaufmerksam, was der zweite Gangster nutzte, um ihm ins Gesicht zu schlagen. Bevor er viel mehr Schaden anrichten konnte, duckte Jacob sich allerdings weg und startete einen Gegenangriff, mit welchem er den Gegner letztendlich ausknockte.
Genervt wischte Jacob sich mit seiner Hand über die Lippe, welche ein Stück weit eingerissen war und blutete. Oh, das würde Evie sicherlich freuen...
"Dankeschön, Mister! Vielen, vielen Dank. Ah- mein Name ist Daniel Thomsen." Jacob warf dem Mann, den er gerettet hatte, einen kurzen Blick zu und erwiderte - noch immer mit seiner Wunde beschäftigt - ein knappes:
"Jacob Frye."
"Nun, Mister Frye. Kommen Sie, ich muss ihnen etwas zeigen!"
Es stellte sich heraus, dass Daniel viele Dinge veranstaltete. Wetten, Glücksspiele und Ringkämpfe. Oh ja... Evie würde sehr begeistert sein, wenn sich die beiden wiedersahen...



"Gehören zu Zwilligen nicht normalerweise zwei Personen?" ,fragte Henry nach, während er eine Hand von hinten auf Evies Schulter legte. Er hatte die beiden bereits erwartet und war ein wenig überrascht darüber, nur eine Person anzufinden. Es würde bereits schwer genug werden London zu dritt zurückzuerobern.. Aber zu zweit? Völlig unmöglich.
Er ließ Evie wieder los, um neben ihr her laufen zu können. "Ich hoffe die Fahrt hierher war angenehm. Die Züge neigen leider dazu sehr voll zu sein."
Während sie sprachen, führte Henry die beiden in die Richtung seines Geschäftes. Es war ein Teeladen, welcher zum größten Teil als Tarnung diente. Denn wenn die Templer erfahren würden, dass es in London noch lebende Assassinen gab, würden sie ihn so schnell fassen, dass er nicht einmal reagieren könnte.

Der ältere Zwilling von Jacob ging währenddessen durch die Straßen von London. Sie mied eher die ganz dunklen Ecken der Weltstadt. Immerhin wollte sie nicht noch in einen Kampf verwickelt werden. Das wäre eigentlich sehr undurchdacht. Doch leider wusste Evie das ihr Bruder wohl was ganz anderes im Schilde führte. Sie schüttelte nur den Kopf. Egal wie sie manche Situationen in der Vergangenheit wendete, und drehte, es blieb immer dasselbe Ergebnis. Wobei vielleicht das auch ausschlaggebend war, immerhin war Evie nicht so, die sich gleich in die nächste Schlägerei reinwarf.
Evie ging weiter. Hier irgendwo musste dieser Engländer oder wenn er überhaupt einer war, sein. Oder vielleicht hatte sie sich in der Zeit getäuscht, wobei das Unmöglich schien. Evie war nie diejenige die sich vertat. Sie wunderte sich, wie man überhaupt so leben konnte. Die Häuser am Stadtrand total verarmt, zerfallen. Die Bürger konnten sich eigentlich nur knapp was zu Essen wahrscheinlich leisten. Während die Reichen sich die Magen vollschlugen und es wohl wieder erbrachen um noch mehr in sich reinzubekommen, mussten hier Leute mit dem Hunger kämpfen. Vor Hunger zu sterben war doch ein sehr grausamer und schlimmer Tod. Die Assassinin bekam auch das Gemurmel mit, das an manchen Stellen zuhören war. Die Leute waren unzufrieden, aber trotzdem machten sie nichts dagegen, wobei das klar war. Die Templer konnte man nicht unterschätzen, machte man das, hatte man schon so gut wie verloren. Die hatten doch so viel Macht hier in London, dass ein Bürger der fehlte, kaum oder überhaupt nicht auffiel wenn er fehlte. Ersatz gab es genug, und Kinder gab es auch genug. Evie war es ein Graus das man unter solchen Umständen arbeiten musste. Kinderarbeit und das ganze, es war einfach wiederwärtig.

Evie blieb dann natürlich irgendwann stehen. Erst als jemand eine Hand auf ihre Schulter legte, fuhr sie herum, die Versteckte Klinge fuhr blitzartig raus. Sie sah dann Henry an. „Und du bist dieser Henry hmm?“ meinte sie dann nur. „Ja wir sind auch zuzweit, aber mein werter Bruder macht lieber sein eigenes Ding, er wollte sich hier umsehen…oder was er sonst so macht, immerhin ist es ja er…“ meinte sie dann. Ging dann mit ihm mit.
„Ja die Reise war angenehm, bis auf das Jacob meinte die Tische im Zug hätten die Templer gebaut und müsste deswegen diesen gleich auseinandernehmen“ sagte sie etwas schmunzelnd. So im Nachhinein war diese Behauptung irgendwie schräg, Zugtische von Templern erbaut. Wie auch immer, Jacob hatte ja genug Zeit um Templer später zu vermöbeln, dann brauchten jedenfalls die armen Tische nicht mehr leiden.

"Du solltest es dir lieber abgewöhnen bei jeder Gelegenheit die verstecke Klinge zu benutzen. Die Spione der Templer könnten überall sein und sie kennen den Mechanismus." Dazu kam, dass Evie mit ihrer Waffe wahrscheinlich den ein oder anderen Zivilisten verschrecken könnte, der irgendetwas an sie verkaufen wollte.
"Templertische, huh?" ,wiederholte er schmunzelnd. "Apropos.. Hat man euch schon über alles in Kenntnis gesetzt? Die Templer kontrollieren die Stadt durch ihre Gang, jedes Distrikt besitzt einen anderen Ganganführer. Außerdem besitzen die Templer viele Fabriken, in denen oftmals Kinder für sie arbeiten. Die meisten Personen in wichtigen Führungspositionen sind Templer. Der Manager der Bank, zum Beispiel. Oder der Polizeichef. Was bedeutet, dass wir nicht nur die Blighters gegen uns haben, sondern auch die Polizei. Klingt ein wenig hoffnungslos, nicht wahr?" Er schenkte ihr ein kurzes, aufmunterndes Lächeln, ehe er ihr die Tür zum Laden aufhielt. "Habt ihr schon einen Plan?"



Nach einpaar Runden im Ring hatte Jacob nicht nur eine ordentliche Geldsumme in der Tasche, sondern auch den einen oder anderen blauen Fleck am Körper. Dazu kam, dass die Wunde an seiner Lippe wieder aufgeplatzt war und erneut blutete. Er hielt sich die Hand vor den Mund, um den Boden nicht vollzutropfen und versuchte den gleichen Weg zurückzugehen, den er gekommen war. Leider war das in einer so großen Stadt wie London leichter gesagt als getan. Außerdem wusste er nicht einmal wo dieser Henry wohnte, verdammt, er wusste nicht einmal wie die Straße hieß, auf der er sich gerade befand. Er wusste nur, dass sie voller Leute war, die er lieber nicht nach den Weg fragen wollte. Er würde mit seiner blutenden Lippe sowieso wie ein Depp wirken.

Der Zwilling sah ihn an. Belächelte es wirklich nur. „Du solltest wissen, dass ich nicht unvorsichtig bin Henry, das könntest du meinem Bruder sagen, auf ihn würde es zutreffen, er schlägt lieber erst zu, bevor er nachdenkt, aber irgendwie kommt er immer aus der Sache raus…es wäre echt ein Wunder wenn er hier nicht ins Gefängnis kommt“ meinte Evie dann auch schon. Wenn sie schon so bei Jacob waren, Evie fragte sich was wohl ihr ach so unschuldiger Zwilling wohl machte. Aber sie konnte es sich schon vorstellen. Er hockte wahrscheinlich in irgendeiner Bar oder was auch immer und trank, oder aber er prügelte sich, oder er machte beides. Evie seufzte. Er war echt ein hoffnungsloser Fall. Trotzdem würde Evie ihm helfen, falls er einen guten Plan hatte.
„Wir wissen das die Templer hier alles unter Kontrolle haben, also bin ich jedenfalls davon ausgegangen, dass die Hohen Positionen von ihnen besetzt sind. Das du das sagst wundert mich nicht.“ Meinte sie dann. „So einen Richtigen Plan haben wir noch nicht, ich will mir erst mein Bild von London machen bevor ich irgendwelchen Plänen zustimme" meinte sie und sah ihn an. Wie sie genau vorgehen sollten, wusste Evie noch nicht, aber irgendwie musste man ja auch anfangen. Sie fand die Idee schon gut, die Armen Leute auf ihre Seite zu ziehen. Die Situation in der Stadt war ja jetzt auch nicht die beste. Die Reichen waren schon reich, und nun durch die Industrialisierung wurden sie ja eh noch reicher. Bei den Armen eben das Gegenteil. Und genau das war vielleicht der Schlüssel zum Erfolg. Klar die Reichen hatten ihre Mittel, aber wer sagte das die Armen das nicht hatten. Die meisten auf der Straße wussten wie es war, auf der Straße zu leben, und hatten eben eine ganz andere Sicht der Dinge. Was gut war, denn man konnte diese auch überzeugen, ihnen vielleicht eine bessere Zukunft bieten, wo sie nicht unterdrückt wurden. Wo es keine Kinderarbeit gab. Aber in erster Linie galt es eher für Evie ihre Mission zu erfüllen. Immerhin wollten sie ja nur London bis jetzt von den Templern befreien, wie es dann danach weiter gehen sollte, das wollte Evie den Bürgern Londons doch selbst überlassen.